Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  39 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 39 / 56 Next Page
Page Background

„Die OZ ist bei allen wichtigen Veranstaltungen

in Wiesmoor dabei. Aber am meisten freue ich mich als

Wiesmoorer Blütenprinzessin über die Artikel

über das Königshaus.“

Liza Bohlen, Wiesmoor

Freitag, 9. Oktober 2020, Seite 39

önndagsabends sitt ick

meesttieds mit mien

Tablet vör de Kiekkast.

Tatort ohn Twitter, dat

gifft dat för mi neet mehr.

Man dor lees ick smaals, dat

Lü bi de Sendungen ut Wien

of ut München glattweg Un-

nertitels

hebben

willen.

Denn verstaah ick de Welt

neet mehr: In disse Films

proten se doch al Hoch-

dütsch! Deen de rechtschaa-

pen Wiener of Münchner

Dialekt proten, wat weer

denn woll up Twitter unner

#Tatort los?

Amenn dat sülvige, wat ick

mi mitunner anhören mutt.

Lü, de al siet 20 Johren un

langer in Oostfreesland le-

ben, willen mi wiesmaaken,

dat se immer noch neet mehr

as „Moin“ un „Munterhollen“

verstaahn. Dormit neet ge-

nug, sünd se ok noch düll,

wenn Oostfreesen jüst dat

van hör verwachten. Denn

sitten se to rachen, over „die-

se verstockten Ostfriesen“, de

na hör Meenen neet weeten,

wat sück in Umgang mit To-

gereisten hört. Ja Mann, well

is hier nu „verstockt“? Platt is

woll en Spraak för sück, man

ok keen Geheimnis, wenn’n

good tohöört.

Denn faaten wi uns doch

an d’ egen Nös: För ’n Bült

Plattproters is vandaag en Fi-

lapper al en Schmetterling,

Immen sünd nu Bienen un ut

de Kumm is en Schötel wor-

S

den. Kickst du noch up

Klock, of all up Uhr? Un

wenn en an di seggt, dat he

wat „good naavolltrekken“

kann, denn wunnerst di ook

neet mehr. Wat ik meen: In

uns Platt is immer mehr

Hoch, un to glieker Tied geiht

dat dormit liek andaal.

Mittleverlaa is d’r haast

nüms mehr in uns Redaktion,

de Platt proot. För en „Ost-

friesen-Zeitung“ neet allto-

vööl. Gifft en of anner Kol-

leeg, de kunn, man will neet.

Wat sallt dor van maaken?

Letzt hebb ick Reinhard Goltz

van dat Institut für Nieder-

deutsche Sprache in Bremen

fraagt, worum enig Minschen

neet waagen, wat up Platt to

seggen. He is de Meenen, dat

wi doran sülvst Schuld sünd.

Hebben wi Annern to faaken

utlacht, as dat Platt bi hör

wat roar klungen hett? Oost-

freesen könen Dwarsbüngels

wesen, wenn’t um hör Spraak

geiht. De quarken dorvan,

dat de anner Lü van’t Klei (of

Sand of Moor of Fehn) dat

neet rechtschaapen könen.

So, nu kummst du, wo wullt

du denn Hochdüütschen an-

kleien, dat se sück dormit

erst heel neet ofgeven willen?

Ik geev de Hoop nee up,

dat wi för uns Platt de Dreih

finnen. Sünd ja neet all Toge-

reisten so dieskoppig. Wat ik

mi heel neet denken kann:

Dat dat irgendwenner en Tat-

ort up Platt gifft. Un wenn,

denn mussen d’r woll doch

Unnertitels her.

Kickst dunochupKlock,of all updeUhr?

SPRACHE

Platt hört to Oostfreesland d’rto – trotzdem haben die waschechten Plattproters es nicht immer leicht

VON KARIN LÜPPEN

Karin Lüppen proot Platt, ok bi hör Arbeid as Reporterin.

Se is blied, wenn dat Tegenover dat mitmaakt.

BILD: ORTGIES

m Sonntagabend sit-

ze ich meistens mit

meinem Tablet vorm

Fernseher. Tatort oh-

ne Twitter, das gibt es für

mich nicht mehr. Kommt der

Krimi aus Wien oder Mün-

chen, lese ich da, dass Leute

tatsächlich Untertitel verlan-

gen. Da verstehe ich die Welt

nicht mehr: In den Sendun-

gen sprechen doch schon alle

Hochdeutsch! Sprächen die

Wiener und Münchner ech-

ten Dialekt, was wäre dann

auf Twitter unter #Tatort los?

Womöglich dasselbe, was

ich mitunter zu hören be-

komme. Leute, die 20 Jahre

oder länger in Ostfriesland

leben, behaupten, dass sie

nicht mehr Platt verstehen

als „Moin“ oder „Munterhol-

len“. Als wäre das nicht ge-

nug, beschweren sie sich

noch, wenn Ostfriesen genau

das von ihnen erwarten.

Dann ziehen sie über „diese

verstockten Ostfriesen“ her,

die ihrer Meinung nach nicht

wissen, wie man Zugereiste

behandeln sollte. Ja klar, und

wer ist hier „verstockt“? Platt-

deutsch ist eine Sprache für

sich, aber kein Geheimnis,

wenn man gut zuhört.

Denn seien wir doch ehr-

lich: Für viele Plattsprecher

ist aus dem Filapper ein

Schmetterling geworden, die

Immen sind jetzt Bienen und

statt Kumm heißt es Schötel.

Siehst du noch auf die Klock

A

oder schon auf die Uhr?

Wenn jemand sagt, dass er

etwas „good naavolltrekken“

kann, wundert sich keiner

mehr. Was ich sagen will: Un-

ser Platt ist ganz schön Hoch

geworden, gleichzeitig geht

es mit ihm steil bergab.

Mittlerweile gibt es in un-

serer Redaktion fast nieman-

den mehr, der Platt spricht.

Für eine „Ostfriesen-Zei-

tung“ nicht gerade viel. Es

gibt Kollegen, die könnten es,

aber wollen nicht. Kürzlich

habe ich Reinhard Goltz vom

Institut für Niederdeutsche

Sprache gefragt, warum sich

manche Menschen nicht

trauen, etwas auf Platt zu sa-

gen. Er denkt, dass wir daran

selbst schuld sind. Haben wir

Andere zu oft ausgelacht,

weil deren Platt so seltsam

klang? Ostfriesen stellen sich

ziemlich an, wenn es um ihre

Sprache geht. Sie maulen

schon, dass die anderen Leu-

te von der Küste (oder Geest

oder Moor oder Fehn) nicht

richtig Platt sprechen. Und

nun? Wie soll man dann erst

Hochdeutschen vorwerfen,

dass sie sich ans Plattdeut-

sche nicht herantrauen?

Die Hoffnung, dass wir

unser Platt retten können,

habe ich nicht verloren. Es

sind ja nicht alle so ignorant

wie manche Zugereisten. Was

ich mir gar nicht vorstellen

kann: Dass es mal einen Tat-

ort auf Platt geben wird. Und

wenn, dann bräuchte man

tatsächlich Untertitel.

VON KARIN LÜPPEN

Anzeigen

Öffnungszeiten

:

Mo-Fr 9 bis 18 Uhr

sa 9 bis 14 Uhr

Öffnun szeiten :

MO. -FR. 9-18 UHR

SA. 9- 4 UHR

Nordender Straße 2 · 26835 Firrel

Telefon 04946 - 91900

kaiser-mode@gmx.de www.kaiser-firrel.de

Mode-

und

Wohn

träume

Seit über 90 Jahren erfüllen

wir Ihre