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„Ich lese die OZ, um in der Region auf dem Laufenden

zu bleiben. Es ist für mich ein Stück Heimat. Ich liebe es,

sie beim Frühstück zu lesen und teile sie gerne mit mei-

nem Mann.“

Gisela Leemhuis, Leer

Freitag, 9. Oktober 2020, Seite 6

ls die Ostfriesen-Zei-

tung am 1. November

erstmals als unab-

hängige Zeitung er-

schien,

zum

Preis

von

15 Pfennig und in einer Auf-

lage von 25 000 Exemplaren,

da hatte sie schon einiges an

Geschichte hinter sich. Ge-

nauer gesagt reicht die Ge-

schichte bis ins Jahr 1848 zu-

rück.

Da nutzte der aus Aurich

gebürtige Drucker Dettmer

Heinrich Zopfs, dass infolge

der Revolutionsereignisse in

Deutschland für die Grün-

dung einer Zeitung keine

Konzession mehr nötig war.

Das war die Geburtsstunde

des „Leerer Anzeigeblatts“,

das in drei Generationen

Zopfs zur größten Zeitung

Ostfrieslands ausgebaut wur-

de. Im Dritten Reich aller-

dings hatte die liberale Zei-

tung keine Chance. 1935

musste das Blatt schließen.

Als Verleger kam Gründer-

enkel

Dettmer

Heinrich

Zopfs nach dem Krieg nicht

mehr zum Zuge, stattdessen

unterstützte er die mit alliier-

ter Lizenz 1945 gegründete

Nordwest-Zeitung in Olden-

burg. Die hatte eine eigene

Ausgabe für Ostfriesland, die

ab September 1949 den Titel

Ostfriesen-Zeitung trug.

Für die alteingesessenen

ostfriesischen Verlegerfamili-

en, die Soltaus in Norden

(heute Basse), die Dunk-

A

manns in Aurich, die Ger-

hards in Emden und die Os-

tendorps in Rhauderfehn

(heute Engelberg) war dies

eine

Kampfansage.

Aber

nicht für lang. Bereits 1950

zog sich einer der beiden Li-

zenznehmer in Oldenburg,

NWZ-Chefredakteur Joachim

Pierre Pabst, zurück. Er ging

ein Jahr später nach Ham-

burg und wurde enger Ver-

trauter von Axel Springer. Um

ihn auszahlen zu können,

verkaufte der verbliebene

Verleger Fritz Bock die Ost-

friesen-Zeitung an die vier

Heimatverleger, die inzwi-

schen ihre vormaligen Zei-

tungen wiedergegründet hat-

ten.

So ist ganz offiziell der

1. November 1950 der Start-

termin für die Ostfriesen-Zei-

tung und damit der Anlass,

70 Jahre OZ zu feiern – auch

wenn auf der Titelseite der

OZ der 75. Jahrgang benannt

ist. 100 000 Mark mussten die

Käufer für den Titel bezahlen

– eine Summe, die sich bis

heute vielfach amortisiert

hat. Aber auch für die NWZ

war es ein gutes Geschäft. Sie

ließ sich vertraglich garantie-

ren, der OZ vorerst für zehn

Jahre die überregionalen Sei-

ten zu liefern. Aus den zehn

Jahren wurden 69. Am Ende

stand ein Streit – und eine

Chance. Seit diesem Jahr

wird der Mantel in der

OZ-Redaktion in Leer produ-

ziert, mit Unterstützung der

NOZ in Osnabrück.

70 Jahre OZ sind eine

wechselvolle

Geschichte.

Wirtschaftlich war die Zei-

tung immer eine Freude für

ihre Gesellschafter. Deren

Zusammensetzung veränder-

te sich im Laufe der Jahr-

zehnte mehrmals, nicht nur

wegen Generationswechseln.

Noch 1950 zum Beispiel be-

kam Dr. Fritz Blume, damals

Geschäftsführer des Anzeiger

für Harlingerland und des Je-

verschen Wochenblatts, ei-

nen zehnprozentigen Anteil

an der OZ, die von Anfang an

den Fokus auf ganz Ostfries-

land setzte und Außenredak-

tionen (in der Regel ein Re-

dakteur) in allen größeren

Städten unterhielt. 1956 wur-

de auch Zopfs noch einmal

Mitgesellschafter. 17 Jahre

später, als die OZ aus dem zu

eng gezogenen Zopfs‘schen

Verlagsgebäude in der Leera-

ner Brunnenstraße (heute:

Holländisches Möbelhaus) in

einen Neubau nach Logabi-

rum zog, gab die Familie die

Anteile wieder her. Das neue

Verlagshaus konnte übrigens

bar bezahlt werden. Der da-

malige Geschäftsführer hatte

den Gesellschaftern die Exis-

tenz eines gut gefüllten

„Sparkontos“ verschwiegen.

Der Vertrag, den die neuen

OZ-Gesellschafter und die

NWZ anno 1950 abschlossen,

enthält juristischen Spreng-

stoff: Ausdrücklich vereinbart

ist nämlich, dass die NWZ

publizistisch nicht in Ost-

friesland aktiv wird und um-

gekehrt die OZ nicht in der

Region Oldenburg. Daran

fühlen sich bis heute nicht

alle Partner gebunden. Ende

1998 nämlich kaufte sich die

NWZ mit einem 24,5-Pro-

zent-Anteil bei der Emder

Zeitung ein, nachdem sie

kurz zuvor schon das Leera-

ner Anzeigenblatt Sonntags-

Report übernommen hatte.

Kurz darauf bekommt die

NWZ Schritt für Schritt direk-

ten Zugriff auf die OZ, als sie

mehreren Erben der ur-

sprünglichen Gesellschafter

Anteile abkauft und in einem

Fall sogar das Testament.

Christian Basse, Verleger des

Ostfriesischen

Kuriers

in

Norden, gibt seine Zeitung

mehrheitlich an die NWZ ab

und bekommt dafür neun

Prozent an dem Oldenburger

Unternehmen. Damit hatte

die NWZ durch geschickte

Zukäufe plötzlich die Mehr-

heit an der OZ. Nachdem die

Nordwest-Zeitung 2006 auch

noch die restlichen Anteile

an der Emder Zeitung über-

nimmt, wird das Bundeskar-

tellamt hellhörig und dröselt

sämtliche offenen und gehei-

men Deals auf. 2008 muss die

NWZ bis auf den Sonntags-

Report und die Emder Zei-

tung alle Geschäfte rückab-

wickeln. Das kostet die Ol-

denburger inklusive Strafe ei-

ne zweistellige Millionen-

summe.

Heute hat die Zeitungs-

gruppe Ostfriesland, wie sich

das Unternehmen seit der

Übernahme des General An-

zeigers Rhauderfehn 2002

nennt, im wesentlichen drei

Gesellschafter: Robert Dunk-

mann sowie die Familien En-

gelberg und Gerhard. Einen

ganz kleinen Anteil hält Ro-

bert

Dunkmanns

Cousin

Dietmar Müller-Dunkmann.

Eigentlich ist dieOZviel älter als 70 Jahre

HISTORIE

Der Vorgänger wurde 1848 gegründet - die Zeitung aus Ostfriesland für Ostfriesland hatte viele Eigentümerwechsel

VON JOACHIM BRAUN

1973 zog die OZ von der Brunnenstraße in der Leeraner Altstadt ins neue, größere Ver-

lagsgebäude in Logabirum. Mit umgezogen wurde die 17 Jahre alte Druckmaschine. Das

Bier gehörte damals tatsächlich noch zur Arbeit dazu.

BILD: OZ-ARCHIV

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