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„An der Ostfriesen-Zeitung gefällt mir besonders die

Regionalität. Was in Ostfriesland los ist und geplant wird,

erfahre ich aus der OZ.“

Ina Blank, Lammertsfehn

Freitag, 9. Oktober 2020, Seite 30

uch wenn es rund 70

Jahre her ist, erinnert

Jakob Janshen sich

noch gut an die An-

fänge seiner Leser-Geschich-

te. Wobei die ersten Kontakte

mit der OZ kindgerechter-

weise nicht so viel mit Text zu

tun hatten. „Ich war noch ein

kleiner Junge, vielleicht gera-

de neun, da hat meine Oma

mir die Comic-Streifen von

Petzi, Pelle, Pingo und dem

Seebär aus der OZ ausge-

schnitten“, sagt der Oldersu-

mer. Seine Großmutter Fokel

Uphoff habe dabei einen

breiten Streifen an der Seite

der Comic-Strips drangelas-

sen, damit sie die Ausschnit-

te zusammenheften konnte.

„Irgendwann hatte ich richti-

ge kleine Bücher zusammen.

Die habe ich aber leider nicht

mehr“, sagt Janshen. Nun

hatte sich mit der Zeit aller-

dings auch Janshens Interes-

se vom Comic-Bär, Pelikan,

Pinguin und Co. zum Sport-

teil verlagert. Als Janshen mit

seiner Ehefrau Hanna in Ol-

dersum zusammenzog, hatte

seine Tante, die im Oberge-

schoss lebte, die OZ abon-

niert. „Da bekam ich die Zei-

tung meist erst nachmittags

oder abends nach der Arbeit

zu sehen. Besonders interes-

sierten mich die Nachrichten

vom FC Oldersum und TV

Oldersum“, sagt Janshen.

Morgens gehört

die OZ dazu

Heute ist es für das Paar un-

vorstellbar, erst abends den

ersten Blick in die Zeitung zu

werfen. „Ein Morgen ist kein

Morgen ohne Zeitung“, sagt

Hanna Janshen. Es gebe ein

festes Ritual: „Noch vor dem

Aufstehen hören wir die Sie-

ben-Uhr-Nachrichten“, sagt

die 72-Jährige. Wer dann zu-

erst runtergehe, müsse die

OZ reinholen, der andere be-

reite den Frühstückstisch vor.

„Die Seiten reichen wir hin

und her und lesen gemein-

sam“, sagt die Oldersumerin.

Gezankt werde dabei nicht,

fügt sie lachend hinzu und

stupst ihren Mann an. Er fan-

ge mit dem Sport an, „und

ich lasse ihm da gerne den

Vortritt, das interessiert mich

nämlich nicht wirklich“. Lan-

ge Artikel liest Hanna ihrem

Mann vor, sagt Jakob Jans-

hen, seine Augen seien nicht

mehr die besten. Ungelesen

bleibe so eigentlich nichts.

„Gerade dass man jetzt auch

mal gewahr wird, was in Au-

rich und Emden und Norden

los ist, und besonders auch

auf den Inseln, ist super“,

meint der 78-Jährige. Sowas

könne man im Fernsehen

nicht erfahren. Außerdem

mögen die beiden es, dass sie

das ein oder andere Mal die

Nase in Sachen Infos vorne

haben. „Wir können dann sa-

gen: ,Hest du dat all hört?‘“,

sagt Hanna Janshen.

Papier zum

Ausschneiden wichtig

Generell sei man dem pa-

pierlosen Lesen im Haushalt

Janshen

nicht

abgeneigt.

„Aber dann kann nur einer

das Tablet haben. Ich liebe

zwar mein E-Book, aber aus

der Zeitung kann man etwas

ausschneiden.“ Wie Oma Fo-

A

kel damals nimmt auch Han-

na immer mal die Schere in

die Hand. „Jakob sagt immer:

‚Snie dat man ehm för mi

ut.‘“ Weil die beiden in vielen

Vereinen tätig sind und Thea-

ter spielen, gebe es nicht sel-

ten etwas in der OZ, was das

Schnippeln

nötig

macht.

„Wir könnten damit be-

stimmt tapezieren“, sagen

die beiden. Kennengelernt

haben sich die beiden auch

über einen Verein. Der Hei-

matverein veranstaltete 1965

ein Kohlessen im Preußi-

schen Adler. Jakob Janshen,

der lange in einer Band spiel-

te, lieh dafür den Verstärker

aus. „Abends um halb neun

wollte ich nach der Technik

schauen, nicht, dass was ka-

puttgeht und wir beim

nächsten Auftritt in die Röhre

gucken.“ Ihm fiel eine junge

Dame ins Auge. „Kurz vor

Mitternacht brachte ich sie

nach Hause. Und die sagte

mir doch wirklich nicht, dass

sie Geburtstag hatte“, sagt

Janshen lachend. So lernten

die beiden sich kennen. „In

kurzer Kurzfassung“, sagt

Hanna Janshen.

Zuerst wohnten sie in Pet-

kum bei Hannas Schwester.

„Auch da gab es immer eine

Zeitung. Ohne geht es nicht“,

sagt die 72-Jährige.

So sähen es auch ihre Kin-

der, allerdings läsen sie nicht

alle die OZ. „Unsere mittlere

Tochter lebt in Schortens und

liest die Wilhelmshavener

Zeitung. Unser ältester Sohn

lebt in Oberbayern und be-

kommt das Oberbayrische

Volksblatt. In das gucken wir

auch immer gerne, wenn wir

ihn besuchen.“ Die jüngste

Tochter, die gegenüber woh-

ne, bekomme die Ostfriesen-

Zeitung. „Das haben wir ih-

nen wohl vererbt. In unserem

Haus gab es das immer. Und

so wird es auch bleiben“, sa-

gen die beiden. „Abbestellen

werden wir die OZ nicht. Oh-

ne sie ist das nichts mit dem

Frühstück.“

Mit Petzi,PelleundPingo startetedas Leserleben

ERINNERUNG

Jakob Janshen aus Oldersum gehört zu den OZ-Lesern der ersten Stunde und ist noch heute täglich dabei

VON VERA VOGT

Seit fast 70 Jahren liest er die OZ: Jakob Janshen kann sich noch gut an seine Anfänge erinnern.

BILDER: ORTGIES

Jakob Janshen und seine Frau Hanna diskutieren über Inhalte.

Die OZ gehört zum Frühstück dazu.

So erschien „Petzi, Pelle und Pingo“ 1957 täglich in der Ostfriesen-Zeitung.

BILD: NORDING